Die wahre Kunst besteht nicht darin Zeit zu haben sondern sich Zeit zu nehmen

Kaum eine Zeit ist so intensiv wie der Dezember. Die Todoliste ist unendlich lang und die „Deadline“ rückt unaufhaltsam näher. Heilig Abend:

  • Geschenke einkaufen
  • Elterngespräch
  • Weihnachtsfeier
  • Geschenke einkaufen
  • Abschluss Apéro
  • Weihnachtsessen
  • Star Wars
  • Geschenke einkaufen
  • Jahresabschluss
  • Budgetplanung
  • Für Ferienkünstler einspringen
  • Geschenke basteln

Doch Zeit ist nicht nur im Dezember eine Mangelware. Zeit ist ein knappes Gut, wie Bitcoins, Gold oder andere seltene Metalle und dementsprechend wertvoll.

Die Zeit verstreicht unaufhaltsam. Gnadenlos marschiert der Sekundenzeiger vorwärts. Der Sekundenzeiger ist universell. Ganz gleich, ob an der Wall Street im Dschungel oder auf dem Gipfel des Mount Everest.

Mit der gleichen Präzision kriecht die Sonne allmorgendlich über den Horizont um sich am Abend wieder zurückzuziehen und den Sternen und dem Mond das Feld zu überlassen. 24h sind vergangen.

Und genau so hat jeder Mensch Zeit. Niemand kann behaupten er hätte keine Zeit. Geld mag ungleichmässig verteilt sein (Acht Superreiche besitzen angeblich so viel wie die halbe Menschheit), aber die Zeit ist es nicht.

Jeder, der sagt, er hätte keine Zeit ist ein Lügner, denn jeder hat 24h pro Tag. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Die wahre Kunst somit ist nicht Zeit zu haben, sondern sich Zeit zu nehmen. Zeit für einen Schulbesuch, Zeit um eine Geschichte zu lesen, Zeit um etwas zu basteln, Zeit um beim Cello spielen zuzuhören, Zeit um mit dem Ball zu spielen, Zeit um die Hausaufgaben durchzuschauen, Zeit für ein abendliches Ritual, Zeit für einen Besuch im Verkehrshaus, Zeit um gemeinsam zu frühstücken, Zeit sich sportlich zu betätigen, Zeit ein feines Essen zu kochen. Zeit zum Leben.

Irgendwann wirst du und ich auf dem Sterbebett liegen. Dann ist die Zeit verflossen. Ich habe keine Zeit mehr, ist jetzt wahr, hat aber weniger mit Zeit als mit Bedauern zu tun. Das Bedauern, die Zeit vorher nicht richtig genützt zu haben.