Die Höhen und Tiefen des Vater seins

Es ist schwarze Nacht. Kaum Autos unterwegs und selbst der Nachbarshahn schläft noch. 4:30 Uhr ist eine unmenschliche Zeit um aufzustehen, aber hab ich eine andere Wahl?

Ich liege im gleichen Zimmer mit meiner sechsmonatigen Tochter. Wir beide liegen im Schlafanzug. Für beide ist es nicht Zeit zum aufstehen. Einziger Unterschied: Sie ist hellwach und ich tot müde.

Ich wälze mich hin und her. Versuche alle Geräusche, das Gebrabbel, das Gejammer zu ignorieren.

Es geht nicht.

Die Nerven liegen blank.

Schlaftrunken gehe ich die Möglichkeiten durch:

  1. Weiter wälzen, in der Hoffnung, dass alles besser wird
  2. Das Zimmer verlassen, um die Ruhe auf dem Sofa zu geniessen.
  3. Aufstehen, Kindlein ein bisschen schaukeln und die Ruhe der Nacht geniessen.

Die Hoffnung stirbt zuletzt und mit der Hoffnung auch der Schlaf. Option 1 scheidet aus.

Das Zimmer zu verlassen wäre zwar gemütlich, aber ob ich mit dem schlechten Gewissen wirklich besser schlafen könnte ist fraglich. Immerhin würde meine Frau im gleichen Zimmer bleiben. Option 2 scheidet somit auch aus.

Somit bleibt nur noch Option 3.

Nach 5 Minuten fällt auch der letzte Schlafsand ab und ich geniesse die ruhigen Morgenstunden, während ich den kleinen Störefried in den Schlaf schaukle.

Es wird ein langer Tag, aber das gehört halt zum Vater sein und ist schlussendlich reine Ansichtssache.

Denn ich geniesse die ruhigen frühen Morgenstunde. Alles schläft noch, keine Autos fahren und selbst die Vögel sind noch stumm. Zeit um in Ruhe noch das Buch fertig zu lesen oder nachzudenken. Zeit, welche ich sonst nicht hätte.

Der Tag geht weiter

Und dann später am Tag. Der Kinderdienst liegt bei mir. Anstatt zuhause herumzusitzen, mache ich den Kinderwagen startklar um die letzten warmen Sonnenstrahlen des Sommers zu geniessen.

Ziellos schlendern wir durch unser kleines Dörfchen. Einfach so. Kein Druck. Keine Pflichten. Einfach ein wenig spazieren. Der kleine Passagier ist begeistert von vorbeifahrenden Autos, den wehenden Bäumen und der frischen Luft. Es gibt so viel zu sehen und entdecken.

Und ich geniesse einfach das hier und jetzt, freue mich, dass ich Vater sein kann und trauere dem Moment nach, wenn diese Zeit vorbei sein wird. Heute im Kinderwagen, morgen schon erwachsen. So schnell gehts.

Und die Moral der Geschicht?

Jede Tiefe lässt sich in eine Höhe umwandeln. Es ist lediglich eine Frage der Perspektive.

Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: Sterne, Blumen und Kinder.
[Dante Alighieri]