Wie findet ein Neuling die passenden Trailrunning Schuhe?

Seit ich meine Trailrunner Karriere im vergangenen August gestartet habe ist einiges passiert. Da ich doch einige Kilometer abspule und dies meist ungeachtet des Terrains und der Witterungsverhältnisse, müssen die doch langsam ausgedienten Strassenschuhe ersetzt bzw. ergänzt werden.

Auch die Topographie der Routen hast sich seither stark verändert. Während es früher hauptsächlich Feldwege und befestigte Strassen sind, sind es aktuell vermehrt auch „schwer begehbare“ Routen. Manche auch zu schwer. Gerade im Winter wenn es nass ist und Laub liegt kann eine Downhill schnell zur ungewohnten Rutschpartie werden.

Mehr Profil muss also her!

Nicht gerade das Terrain wofür ein Strassenschuh gedacht ist?

Hallo Google: Ich brauche ein paar Trailrunning Schuhe.

Man merke sich: Ich bin ein Greenhorn was Ausrüstung angeht. So versuche ich mich durch den Tschungel von Trailrunning Schuhen zu kämpfen. Die gängigen Marken, welche mir begegnen sind:

  • inov-8 (noch nie etwas davon gehört)
  • Salomon
  • La Sportiva (auch noch nie etwas gehört)
  • Dynafit (noch nie gehört)
  • Hoka irgend etwas (klingt Japanisch und irgendwie technologisch) und die Schuhe haben einen futuristischen Touch.

Es fehlen Marken wie Asics, Nike, Adidas und Reebok … bzw. da muss ich schon sehr weit suchen, um zwischendurch mal das eine oder andere zu finden.

Die Qual der Wahl ist enorm. Dazu höre ich zwischendurch immer noch das Männlein im Hinterkopf, welches mich an meinen rechten Knickfuss erinnert. Ungestützten Schuhen führen nach einigen Kilometern Asphalt zu sehr unangenehmen Knieschmerzen. Diese Erfahrung möchte ich bitte nicht nochmals machen.

Ich werde mit neuen Fachbegriffen überschüttet:

  • Sprengung
  • Dämpfung
  • Traktion

Sohlenhöhe und Tracktion ist relativ klar, aber die Sprengung? … und vor allem wie sich das auf das Laufen auswirkt: Keine Ahnung.

Gängige Marken für Trailrunning Schuhe

Dann wollen wir die verschiedenen Marken doch ganz kurz vorstellen. Die Liste ist bei weitem nicht vollständig, aber so die gängigen, welche aufgefallen sind.

Salomon

Salomon wurde 1947 als Familienunternehmen von François Salomon und seiner Frau Jeanne und seinem Sohn Georges in Frankreich gegründet. Angefangen haben sie mit Skis, später Bindungen und schlussendlich eben auch Schuhe und Sportbekleidung. Salomon wurde 1997 von Adidas übernommen, welche diese 2005 an die finnische Amer Sports Gruppe verkauft hat.

Seither führen sie alles mögliche an Bekleidung, Schuhen, Rucksäcke, Skis und alles mögliche Zubehör im Sortiment. Ganz nach dem Motto: „SCHLECHTES WETTER GIBT ES NICHT. Auch bei Regen auf den Trail? Wir haben alles, was du brauchst.

Inov-8

Wurde 2003 durch Wayne Edy gegründet und startet im Bereich „Offroad Laufschuhe“. Ihr erster Schuh der MUDROC 290 war sehr erfolgreich. Seither ist die Firma schnell gewachsen und verkauft aktuell Schuhe in über 60 Ländern. Der Fokus von Inov-8 ist immer noch auf Offroad Schuhen, aber wie es sich für einen Sportschuhhersteller gehört, führen sie auch etwas an Bekleidung im Sortiment.

La Sportiva

Klingt italienisch, ist italienisch. Der Betrieb wurde 1928 in Trient gegründet und hat sich voll und ganz der Entwicklung und Produktion von Kletterschuhen und Höhenbergschuhen verschrieben. Mit dem frühen 21 Jahrhundert wird das Sortiment zunehmend ausgebaut. La Sportiva ist nicht mehr nur ein Schuhwerk sondern ein 360° Outdoorbrand.

Dynafit

Auch Dynafit beginnt im Jahr 1950 in Österreich mit der Produktion von Skischuhen, welche stetig weiter entwickelt werden. Heutezutage gibt es alles rund um den Ski- und Bergsport, Schuhe, Bindungen, Bekleidung und Zubehör. Die Marke hat diverse Eigentümer gehabt.

Hoka One One

Weder Japanisch noch Koreanisch sondern Französisch! Die Firma wurde 2009 in Annecy (Frankreich) gegründet und da Salomon auch dort zuhause ist; Hoka One One wurde durch zwei ehemalige Salomon Mitarbeiter gegründet, mit dem Ziel Schuhe für einen optimierten Downhill zu produzieren.

Gemeinsamkeit der Marken

Entweder sind die Marken noch relativ Jung (Hoka One One und Inov-8) oder sie kommen aus Alpinismus/Skisport. Keine der Firmen scheint mit traditionellen Laufschuhen beschäftigt zu sein.

Ein paar Begriffe rund um Trailrunning Schuhe

Sprengung
Als Sprengung wird die Differenz zwischen Ferse und dem Zehenbereich bezeichnet. Eine Sprengung von 0 mm bedeutet, dass sowohl Ferse als auch Vorfuss auf dem gleichen Niveau sind. Wenn du Barfuss auf dem Boden stehst, wäre das eine Sprengung von 0 mm. Über die Vor- und Nachteile von Sprengung gibt es bereits genügend Artikel: joggen.net, bergzeit.ch, lauftipps.ch

Dämpfung
Viel Dämpfung muss nicht unbedingt = hohe Sprengung bedeuten. Auch hier gibt es alles mögliche und unmögliche: von absolut keiner Dämpfung bis hin zu extrem weich. Wieviel Dämpfung gut bzw. notwendig ist hängt von vielen Faktoren ab: Gewicht, Distanz, Laufstil, härte vom Untergrund. Ehrlich gesagt scheinen sich hier die Experten nicht wirklich einig zu sein, was jetzt gut bzw. schlecht ist. Mehr Infos zu Dämpfung: joggen.net, welt.de, bergzeit.ch

Traktion
Kennst du vielleicht vom Autofahren und sagt aus, wie fest ein Schuh am Boden „klebt“. Während es beim normalen Strassenlauf wenig relevant ist, ist es doch eben beim Berglauf, im Winter oder über steile, laubige Abhänge matchentscheidend. Für die Traktion relevant ist erstens das Material (weicher vs. harter Gummi oder Graphen) und das Profil.

Damit wäre zumindest die Begrifflichkeit rund um Trailrunning Schuhe geklärt.

Trailrunning Schuhe - Salomon Speedcross

Mein erster Griff wäre ein Salomon Schuh gewesen

Ich liebäugle mit einem Salomon Speedcross. Gutes Profil, sieht cool aus und Salomon scheint sein Geschäft zu verstehen.

Zufälligerweise hat meine Schwiegervater gerade so einen gekauft und ich kann reinschlüpfen. Scheint bequem, für mich dürfte es eher noch einen Ticken grösser sein, aber soweit eigentlich alles bestens. Die Farben gefallen und hey, was kann man schon falsch machen.

Der Gesundheit zuliebe will ich doch noch schnell ins Fachgeschäft gehen. Dieser Knickfuss bereitet mir schon ein wenig Kopfzerbrechen. Man sagt zwar, dass dies abseits der Strasse egal ist, da hier eh jeder Schritt ein bisschen anders ist, aber trotzdem. Schliesslich wohne ich nicht in den Bergen sondern in einem grösseren Dorf und beim „Anlaufweg“ zum Trail werden auch zwangsläufig ein paar Asphaltkilometer drin liegen.

Der gute Verkäufer meint sofort, dass die Sohle vom Speedcross viel zu schnell abreibt, wenn man nicht ausschliesslich im Dreck rennt. Wäre eigentlich auch schade, weil ich gerade mit einem Trecking Schuh ein ähnliches Erlebnis gemacht habe: Noch wenigen Monaten ist der Grip bereits so gut wie weg! (Recherche scheint das zu bestätigen – Bergtour-online.de, Amazon reviews)

Na dann lieber Verkäufer: Stell mir mal etwas vor!

Ab aufs Laufband zur Laufanalyse. Und es wird bestätigt, dass mein rechter Fuss immer noch nach innen sackt. Er verschwindet im Keller und taucht mit einem riesigen bunten Schuh von Asics auf: Trabuco Max.

Sieht cool aus, aber diese riesige Sohle? Erinnert mich ein wenig an so Techno Schuhe aus den 90er.

Ich schlüpfe rein… und schwebe auf Wolken. Der Schuh ist super bequem. Ab aufs Laufband und Knie gestützt. Ich versuche dann dennoch auch den einen oder anderen Schuh doch leider rotiert das rechte Knie mit all den anderen Schuhen leicht.

So komme ich mit meinem ersten paar Trailrunning Schuhe nach hause und mache sogleich die ersten Kilometer.

Update 20. März 2021 – Bin ganz zufrieden. Ein ausführlicheres Review kommt später, aber haben bereits die erste Schneetour hinter sich.

Trabuco Max im Schnee