Grossstadt Abenteuer in Kuala Lumpur

Ich bin ein Landei. Geboren in Langnau aufgewachsen im kleinen Bauerndorf Herzogenbuchsee. Mein Ferienjob als kleiner Schüler war sehr oft Kühe melken, bei der Kartoffelernte mithelfen oder sonstige Arbeiten auf dem Bauernhof erledigen. Als Kind konnte ich mich nie für die Stadt begeistern. Ich erinnere mich rege an Herbstferien in Italien, wo wir uns als Kinder an Bäume gefesselt haben, weil wir lieber am Strand bleiben wollten, anstatt den Kulturtrip durch irgend eine verfallene Stadt zu machen.

Das hat sich seither ein wenig geändert. Durch eine Stadt zu schlendern und die Bauwerke und Errungenschaften der Menschheit zu bestaunen und dabei alles, was man braucht, ob Essen, Vergnügen oder Unterhaltung um die Hausecke zu haben, hat durchaus auch seinen Reiz.

Nach drei Wochen mehr oder weniger Natur treffen wir in der 8 Millionen Metropole Kuala Lumpur der Hauptstadt von Malaysia ein. Wir tauschen in den Himmel ragende Felsblöcke gegen Hochhäuser ein und geschäftige Strände gegen geschäftige Strassen. Grelle Leuchtreklame leuchtet uns entgegen. Überall gibt es Restaurants, Malls und Läden zum Einkaufen. Die Strassen sind teilweise zweistöckig und dennoch stecken wir ein paar Kilometer im dichten Feierabendverkehr von Kuala Lumpur. Teilweise erinnern mich die Strasse an Rennen, welche ich in „Need for Speed“ gespielt habe.

Bei Dunkelheit treffen wir bei unserer Wohnung ein, suchen uns schnell noch was zu essen und wollen dann natürlich noch die Aussicht vom Skydeck geniessen. Atemberaubend, auf dem 51. Stockwerk zu stehen. Anstatt Sterne sehen wir weit unten kleine Autos und die unzähligen Lichter aus den Fenstern von Hochhäusern von nebenan. Soweit das Auge reicht Häuser, Hochhäuser und noch höhere Häuser. Von unserem Schlafzimmer im 10. Stock sehen wir auf das geschäftige Treiben unten auf der Strasse. Ein Fenster gleich einem grossen lebendigen Wimmelbuch.

Tag 1 – Corona … ähm China Town

Da es gestern Abend zu spät war, um noch in den Pool zu springen, haben wir das heute morgen nachgeholt. Der Infinity Pool sieht cool aus, gibt schöne Fotos, aber zum Schwimmen ist es nicht anders als das heimische Hallenbad. Das Wasser war leider ungewöhnlich kalt und da wir ein volles Programm haben verschwenden wir hier oben nicht zu viel Zeit.

In Kuala Lumpur gibt es einen Gratisbus im Stadtzentrum. Zwar ist es nicht ganz so einfach die Haltestellen zu finden, aber er verbindet die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Wir steigen im Pavillon einem riesigen Shopping Mall aus, um kurz mal einen Besuch bei einem potentiellen Lieferanten zu machen und noch etwas zum Knappern zu finden.
Weiter geht es dann nach China Town, um dort den Markt zu besuchen. Diese Strasse ist AliExpress oder Wish in echt. Gefälschte Rucksäcke, Hüte und T-Shirts, doch zugegeben sehen die Rucksäcke qualitativ extrem hochwertig aus. Die Esswarenabteilung ist wenig appetitlich und regt nicht gerade zum Essen an.

Weiter geht es zu einem kleinen indischen Tempel. Mit ihren vielen farbigen Figuren und Götter und vor allem den Figuren, welche halb Mensch halb Tier sind ist das eine ganz ungewohnte Mensch. Und während wir zuhause die Menschen mit dem weissen bzw. roten Punkt komisch ansehen sind die hier absolut normal.

Aufgrund eines Regengusses, der hier einmal täglich stattfindet werden wir gezwungen ein bisschen länger als geplant zu bleiben. Nach 30 Minuten Wartezeit wagen wir die Flucht nach Vorne in ein chinesisches Restaurant gleich gegebenüber zum Mittagessen.

Note: ungenügend. Das Lokal hat zwar ein wenig Charme versprüht, das Essen dafür umso weniger. Sogar ich musste dem schlussendlich beipflichten. Der weitere Weg führt uns in den botanischen Garten, durch grüne Landschaft und mit einem schönen See mit Schildkröten und Fischen, dahinter die Skyline der Stadt.

Die müden Füsse lassen wir uns von einem Schwarm Fische massieren. Das war ein Erlebnis. 4 Schärs halten ihre Käsefüsse in ein kleines Plantschbecken und die Fische schlagen sich den Bauch voll. Ich habe immer noch nicht herausgefunden, ob es ein gutes oder schlechtes Zeichen ist, wenn alle Fische an meinen Füssen kleben. Die anderen Gäste taten mir fast ein wenig Leid. Ein höchst interessantes Erlebnis.

rate mal, welches meine Füsse sind.

Wie ein Anfänger lasse ich mir das Handy auf dem Heimweg klauen. Tja, man lässt es halt nicht einfach so in der Hosentasche. Das Schlimme daran ist weniger das Handy (das ist sowieso langsam in die Jahre gekommen), als was ich vielmehr alles damit mache: Flüge einchecken, Taxi rufen, navigieren und eine Firma führen etc. Zum Glück gibts die Sperrdienste. Nach einer halben Stunde sind alle nötigen Vorkehrungen gemacht, wichtigen Zugänge gesperrt und das Handy zum Löschen angemeldet. Mehr kann ich nicht tun.

Aber hey… wir sind im Land (oder zumindest in der Region) der Handys. Der grosse Mall bein den Twin Towers ist noch für eine Stunde geöffnet: Schuhe schnüren und los. Ich trete in die dunkle feuchtwarme Nachtluft der Grossstadt und renne durch die Strassenschluchten. Es ist auf eine Art befreiend und ich geniesse es richtig. Nach wenig als 10 Minuten komme ich vor Schweiss triefend bei den majastätischen zwei Türmen an, die in einem strahlenden weiss in den Himmel ragen. Ich hoffe, dass ich mich nicht erkälte, schnappe mir das erst beste Handy und laufe wieder zurück.

Der Hindutempel mitten in der Stadt
Die haben noch einiges vor sich.

Tag 2 – Batu Cave

Am Morgen besuchen wir die Gemeinde hier in Kuala Lumpur. Eine vertraute Umgebung so fern von zuhause zu erleben ist schön. Corona Virus ist auch hier ein Thema und so ist bereits nach einer Stunde Schluss. Ein liebes Mitglied fährt uns freundlicherweise wieder heim. Es ist immer spannend mit lokalen Einwohnern zu sprechen und zu erfahren, was sie so machen. Ein IT Absolvent verdient nach dem Studium 2’500 – 3’000 RM (umgerechnet etwa CHF 750.-)

Nach einer kurzen Mittagspause machen wir uns auf zur Batuhöhle, einem riesigen Hindutempel. 270 bunt bemalte Stufen führen zur Höhle hoch. Bei 90% Luftfeuchtigkeit und 34° C ist es doch eine sportliche Leistung. Es sind wieder die gleichen Felsen wie in Thailand. Oben angekommen haben wir eine wunderschöne Sicht. Die Höhle ist gigantisch und voller kleiner Schreine und Tempel. Leider verstehen wir nur sehr wenig, was diese Figürchen, Gestalten, Tiere und Farben alles bedeuten und so lassen wir es einfach ein wenig auf uns wirken, bis Ella angelaufen kommt „Ich muss biesle“. Das ist dann auch der Startschuss für den Abstieg.

Während ich vor allem von der Kultur hier beeindruckt bin, sind die Kinder vor allem von den freilaufenden Affen fasziniert. Mit Zug und Monorail fahren wir wieder zurück und lassen dabei die Eindrücke einer Grossstadt auf uns wirken. So vieles, was wir bisher nie gesehen haben und wenn dann nur aus dem TV.

Infinity Pool mit Blick auf den Berliner Fernsehturm. Diese Pools sehen gefährlicher aus als sie sind.

Tag 3 – KLCC

So langsam geht die Hitze, das Stadtleben und die vielen Menschen an die Substanz. Die Kinder können nicht einfach so nach draussen gehen und wenn wir dann auf der Strasse sind müssen wir aufpassen wie die Häftlimacher, dass niemand verloren geht oder überfahren wird. Alle werden zunehmend gereizter und angespannt. Zum Glück verlassen wir die Metropole bald wieder in ruhigere Gegenden, doch bis dahin wollen wir noch etwas sehen… aber heute vielleicht ein bisschen ruhiger.

Die Petronas Towers das eigentliche Wahrzeichen haben wir uns aufgehoben. Den heutigen Tag gehen wir locker an. Am Morgen besuchen wir den gigantischen Shopping Mal im Fuss der Petronas Towers. Jeden erdenklichen Laden gibt es hier und da ich weiss, dass wir nicht wirklich Platz haben, um etwas zu kaufen, gehe auch ich gerne hier rein… einfach ein bisschen schauen. Globalisierung sei dank gibt es jedoch nichts wirklich Neues zu entdecken und es können sich sowieso nur die grossen Marken einen Platz in diesem Luxusmall leisten.

Nach einer ausgiebigen Mittagspause zurück in der Wohnung besuchen wir noch den Park hinter den Towers und hoffen dort im Plantschbereich uns ein wenig abkühlen zu können. Der Spielplatz ist gigantisch. Nicht einfach nur gigantisch sondern wirklich GIGANTISCH, wie ich noch nie einen zuvor gesehen habe. Gebaut wahrscheinlich um alle Kinder der Stadt auf einmal spielen zu lassen … nur kommt niemand. Niemand ist so verrückt bei dieser Hitze hier rumzutoben und auch bei unseren Kindern verpufft die anfängliche Begeisterung und zu allem Übel ist der Plantschbereich aufgrund von Reinigungsarbeiten geschlossen.

Nach einem mexikanischen Abendessen geniessen wir noch das Wasserballet im Symphony Park und die schöne Stimmung mit den vielen Lichtern. Dieser kleine Park umgeben von den hohen Wolkenkratzern mit tausenden von Lichtern.

Spielplatz soweit das Auge reicht
Ballett am Symphony Lake

Tag 4 – Abreise

Obwohl in der Wohnung ein kleineres Chaos herrscht, sind die Sachen schnell gepackt. Wirklich viel haben wir nicht. So macht Reisen Spass. Der Aufenthalt hier war ein Abenteuer! Die Kinder hat vor allem der Pool auf dem Skydeck beeindruckt, mich das Leben in so einer grossen Metropole. Die ganzen verschiedenen Menschen und Kulturen, die hier aufeinander Treffen und anscheinend friedlich miteinander leben. Trotz der vielen Menschen haben wir so gut wie keine Bettler und Obdachlose gesehen, aber irgendwie bezweifle ich, dass es hier keine Armut gibt.

Mit Tag 4 endet unser Grossstadt Abenteuer und wir ziehen auf die nächste Insel weiter: Bali. Die Insel der Götter.

Blick aufs „Land“ hinaus. Weniger hoch, dafür umso bunter.
Nur ein Gebäude, aber ein bisschen Faszination hat dieses Gebäude dennoch.