Ich fahre rückwärts. Von den 14 Plätzen sind genau die Hälfte besetzt. Die erste Klasse in den neuen Regioexpresszügen unterscheidet sich lediglich im Preis von der zweiten Klasse. Hätte ich doch bloss den Interregio genommen, welcher zur vollen Stunde fährt genommen. Die gewohnten breiteren und weicheren Sitze sind wohl den Sparmassnahmen zum Opfer gefallen. Anstatt in den weichen Sessel zu sinken schlage ich hart auf die Sitzfläche auf. Bequem sind sie nicht, aber immerhin habe ich einen Platz, was man in der zweiten Klasse nicht immer behaupten kann.
Facebook, „der Bund“ und Whatsapp sind die top Apps. Eine ältere Dame hat sich mit Stöpseln in den Ohren in irgend eine Traumwelt geflüchtet, ein älterer Herr starrt gebannt in die Zeitung. Dazwischen sitze ich und klappere mit meinem Computer. Eine ganz normale Fahrt nach Bern.
Vier Damen streicheln mit gekonnten Bewegungen ihr geliebtes Handy, zwischendurch ein kurzes verlegenes Grinsen, aber ansonsten herrscht morgendliche Ernsthaftigkeit. Es wird weder gesprochen, noch telefoniert. Der kleine Huster zwischendurch, der Bakterien verteilt ist das einzige Geräusch, welches sich ins Rauschen des Zuges mischt. Jede Fahrt ist gleich und doch irgendwie anders. Ganz normal halt. Schon erklingt der typische SBB Dreiklang, welcher die Einfahrt in die Katakomben Berns verkündet. Aussteigen um in 9 Stunden wieder dem gleichen Schauspiel beizuwohnen.