Den richtigen Zeitpunkt gibt es nicht…

… um wichtige Nachrichten zu übermitteln.

😉 Spass. Wir bekommen keinen Nachwuchs und haben auch sonst keine grösseren Veränderungen vor, die nicht schon bekannt wären. Die Mutter und Schwiegermutter darf somit getrost weiterlesen.

Wann ist es Zeit für den ersten Kuss? Wann Zeit zum Heiraten? Wann ist der beste Zeitpunkt, ein Haus zu kaufen, ein Kind zu bekommen oder auf eine Weltreise zu gehen? Der perfekte Moment, das erste Mal zu rasieren? Der richtige Zeitpunkt seiner Frau Blumen zu bringen oder der passende Moment um den Job zu wechseln?

Eines habe ich in den vergangen 12 Monaten gelernt: Für grosse Veränderungen gibt es den 100% passenden Zeitpunkt fast nie. Aber von vorne.

Seit 2 Monaten bauen wir. Angefangen mit der Garage. Lärm und Dreck gab es nicht. Zeit hatten wir in Hülle und Fülle. So macht Bauen Spass. Parallel dazu das Weihnachtsgeschäft, welches eigentlich vorhersehbar war, uns aber dennoch wieder überrascht hat. Auch die Weltreise war vor 2 Monaten noch weit entfernt: „Nächstes Jahr werden wir gehen.“

Mit dem Wechsel ins neue Jahr kam dann alles zusammen: Aus dem „nächstes Jahr gehen wir auf Weltreise“ wurde „nächster Monat“, die Baustelle ist in unser Haus und unseren Alltag gewandert. Um 7 Uhr, trudeln die ersten Handwerker ein und dann wird bis Sonnenuntergang gebohrt, gehämmert, gesägt, gezimmert, gegipst und gemeisselt und als wäre das nicht genug, können wir auch unseren Shop nicht einfach auf „Pause“ stellen.

Unsere aktuelle Baustelle. Sieht von aussen noch ganz gemütlich aus.

Als naiver kleiner Bub habe ich mir das immer einfacher vorgestellt: Irgendwann ist man gross, findet das perfekte Hause, baut gemütlich um, wenn alles eingerichtet ist, man sich eingelegt hat, geht man in die grossen Ferien und während dieser Zeit wartet die Arbeit zuhause geduldig, bis man sich dieser wieder voller Energie widmen kann.

So denkt man sollte es eigentlich sein.

So ist es aber nie.

Linea kam genau zum dümmsten Zeitpunkt: Mitten während meinen Abschlussprüfungen. Mara und Ella wurden auch beide im Winter geboren, obwohl wir eigentlich in Anbetracht der Geburtstagsfestlis lieber Sommerkinder wollten. Auch den falschen Zeitpunkt erwischt.

Unser Hochzeit vor 13 Jahren war wunderschön, aber für Kenneth auch zum falschen Zeitpunkt.

Das Auto ist auch zum falschen Zeitpunkt flöten gegangen. Eigentlich haben wir geplant es noch ein wenig länger zu fahren, um dann mit genügend Zeit, wissenschaftlicher Analyse und ganz gesittet ein neues grösseres zu kaufen. Das Schicksal hat es anders gemeint.

Sind wir ehrlich. Wir erträumen uns, dass der richtige Zeitpunkt kommt und sich dann alles ganz natürlich und schmerzlos wie von selbst ergibt. Würden wir auf den richtigen Zeitpunkt warten, wahrscheinlich wären wir noch Steinzeitmenschen, welche in Höhlen leben würden. Besonders für substantielle Entscheidungen gibt es den perfekten Moment.

Wie will man 3 Monate vrereisen und denken, dass zuhause die Welt still steht und auf einen wartet? Schule, Job, Haus, soziale Kontakte und Familie. Jemand muss während dieser Zeit kürzer treten.

Ist es schlimm? – Nein.

Insofern ja, der Zeitpunkt hätte besser passen können. Ja ich hätte lieber eine fertig und „eingeweihten Anbau“ gehabt. Ja ich hätte die ganze RapNika Situation am Liebsten perfekt durchorganisiert. Ja ich hätte lieber einen grossen Bestand Bienenwachstücher für die kommenden drei Monate an Lager. Ja ich hätte mich in vollständiger ruhe für 4 Wochen auf die Reise vorbereiten wollen, spreche fliessend Thailandisch, Malaysisch und Indonesisch, können mich mit dem lokalen Verkehrssystem aus und weiss, wo alle Sehenswürdigkeiten sind.

Die Realität sieht brutal anders aus. Die Detail Planung findet nicht statt und vieles werden wir vor Ort erkunden, planen und beschliessen müssen. Wir können noch nicht einmal hallo und danke auf Thailändisch sagen. Zuhause herrscht pures Chaos. Die Handwerker gehen ein und aus, der Terminplan stecht auf dem kritischen Pfad und die Küchenabnahme wäre eigentlich für den Tag der Abreise geplant (grosser Häuptling hat jedoch Einsprache gehalten).

In meinen bescheidenen 38 Jahren habe ich eines gelernt: Das ist das Leben. Pläne sind zum schmieden da, sind zum ändern da. Den perfekten Moment (oder die perfekte Welle) gibt es nicht. Oder wie der Optimist sagen würde: jeder Moment ist der beste Moment. Und was solls schon. 1 Jahr später wäre die Liste mit „Herausforderungen“ nicht kürzer sondern nur anders.

Neben all dem Chaos, Druck und Stress gibt es meinen kleinen Countdown, welcher gnadenlos Tag für Tag zurück zählt. Aktuell sind es noch 24 Tage. Wie ich mich darauf freue, am Mittwoch, 12. Februar im Flugzeug zu sitzen und dieses Abenteuer in Angriff zu nehmen.

Langer rede kurzer Sinn: gewisse Dinge muss man einfach machen, sonst verfliegt das Leben mit Warten. Warten auf den perfekten Moment und auf dem Grabstein stehen nicht die zahlreichen Erlebnisse sondern die vielen unerfüllten Träume und Wünsche.