Was nimmt man für 80 Tage mit?

Eine so lange Reise verbinde ich automatisch mit sehr viel Gepäck. Ich stelle mir zwei riesige Koffer und einen Rucksack vor. Die Koffer lassen sich nur nach einem Aufwärmen anheben und der Rucksack passt nur mit Murks ins Handgepäckfach. So sehen zumindest einige Menschen aus, welche für zwei Wochen ihre All-Inclusive Ferien in der Türkei oder Ägypten machen: Kleider, Spielsachen, Badehosen, Schnorchelausrüstung, Gadgets, Bücher, Schuhe, Regenausrüstung, Sandelisachen, Medikamente für alle möglichen und unmöglichen Fälle, Sonnenschutz, Luftmatratze plus ein wenig Platz für Souvenirs. Ich hätte schon auch das eine oder andere, welches ich gerne mitnehmen würde: Wie wäre es z.B. mit meinem Kite?

Das sollen angeblichen die Tuk Tuks sein

Ich sah das Bild schon vor meinem geisten Auge. Eine Familie mit 4 Kindern umringt von 12 gigantischen Koffern, welche versucht ihren ganzen Haushalt in diese Koffer zu packen. Es gleicht eher einem Exodus als einer Abenteuerreise. Diese Illusion ist ebenso schnell geplatzt, wie sie gekommen war. Allein für die Reise zum Flughafen hätten wir einen Anhänger gebraucht, aber wäre vielleicht noch irgendwie möglich gewesen. Für die Reise vom Zielflughafen in Phuket zu unserer Unterkunft wären Scharen von Träger notwendig gewesen. Ich stelle mir eine Karawane von Tuk Tuks vor ????: Zwei Tuk Tuks mit den Passagieren gefolgt von 4 Tuk Tuks mit dem Gepäck.

Nein. So geht das nicht. Wer mich kennt weiss, dass das nicht mein Stil ist.

Wir müssen mobil sein. Wir haben lediglich zwei Hände und einen Rücken, die Strassen sind vielleicht dreckig, es gibt einiges zu laufen, wir werden einige Mal ankommen und wieder verreisen und wir haben 4 Kinder. Wir sind Schnecken. Jeder muss sein Haus selber tragen können.

Ein Rucksack pro Person muss reichen. Ein kleiner Rucksack pro Person muss reichen. Ein Rucksack, welcher ins Handgepäck Fach passt.

Ich weiss nicht, ob es einfach nur der Reiz war, etwas scheinbar verrücktes zu machen? Oder ob auch ein gewisser logischer Gedanke dahinter war. Aber wir beschlossen nur mit Handgepäck zu reisen. Damit sind wir maximal flexibel, ersparen uns lange Warteschlangen, wir verlieren und vergessen weniger und können sich auf das eigentliche Reisen konzentrieren. Heisst aber im Umkehrschluss auch, dass wir zwischendurch mal waschen müssen.

Zugegeben: Es ist von Vorteil, dass wir nur in warmen Ländern unterwegs sind: Eine dicke Winterjacke, lange Unterhosen und warme Schuhe hätten den Platzbedarf massiv vergrössert.

Also, was packt man in so ein kleines Rucksäckli ein. Wie heisst das bekannt Spiel schon wieder? „Ich packe in mein Rucksäckli ein, … „

  • 3-4 T-shirts
  • 1 paar kurze Hosen
  • Badehosen und Badetuch (diese ultraleichten aus Mikrofaser)
  • 1 lange Hose
  • 2-3 paar Socken
  • ein paar Sandalen
  • Trekking Schuhe
  • Sonnenhut
  • ein bisschen Unterwäsche
  • Tablet mit Schulsachen drauf (Arbeitsblätter und relevante Schulbuchseiten Einscannen)
  • Notebook (muss ja unterwegs noch ein wenig Arbeiten)
  • Einen e-Reader
  • eine kleine Reiseapotheke
  • Drohne (ja, das will ich mir nicht entgehen lassen)
  • Fotoapparat (leider nur die kleine Version)
  • Kleine wasserdichte Action Cam
  • Adapter für die Steckdose
  • Multi USB Ladegerät
  • einen Fleece (falls es doch mal kälter werden sollte und für die Anreise zum Flughafen)
  • eine dünne Regenjacke
  • ein paar Kugelschreiber
  • Kopfhörer
  • Zahnbürste und Zahnpaste
  • eine Trinkflasche
  • Reisedokumente
  • Internationaler Führerschein
  • GPS Tracker
  • Bargeld
  • Rasierapparat
  • Ergo Carrier
  • Ein paar Playmobil Figürchen zum Spielen
  • Nagelclipser

Worüber ich mir noch nicht ganz sicher bin ist die ganze Raserei Rasiererei. Da ich mich nur alle zwei Wochen rasiere, müsste ich eigentlich lediglich 5-6x rasieren. Dafür die ganze Maschine mitschleppen scheint unnötig. Nassrasur wäre die andere Möglichkeit, doch dazu ist neben der Rasierklinge auch noch eine Dose Rasierschaum notwendig. Grössenmässig sind wir dann wieder am selben Punkt. Bleibt somit nur noch der Vollbart als 3. Option. Ob ich damit in Amerika über die Grenze komme, weiss ich leider nicht.

Windeln

Windeln ist ein Thema für sich selber. Jeder Vater und jede Mutter kennt das leidige Thema. Es werden Berge an Windeln verbraucht. Wenn man sich mal den Spass macht und das durchrechnet kommt man auf Unsummen. Meine eigenen Hochrechnungen ergeben, dass wir pro Kind in etwa 4’732 Windeln verbraucht haben. Bei vier Kindern macht das 18’928 Windeln, was ungefähr 378 Pack entspricht.

Als wir mit der Planung angefangen haben war schnell klar: Wir gehen erst auf Reise, wenn alle Kinder trocken sind. Diesen Berg Windeln um die Welt schleppen macht das Abenteuer auf seine ganz andere Art erinnerungswürdig. Wir haben es fast geschafft. Unsere kleinste ist zwar am Tag trocken, aber leider noch nicht in der Nacht. Ein kleiner Funken Hoffnung verbleibt, dass das Wunder in den kommenden drei Wochen noch eintrifft.

Das wären dann 80 Windeln oder 1.5 Packungen, die wir zumindest in Teilmengen auch noch unterbringen müssen ????.

Da wären noch die Stoffwindeln. Wäre wahrscheinlich nicht die dümmste Idee, aber uns wurde gesagt, dass der Nachturin sehr stinkig ist. So fest, dass es nach einiger Zeit danach stinkt. Mit Uringeruch einschlafen? Ich weiss nicht. Ein noch zu klärendes Problem.

Der Rucksack

Ich habe mich eine Weil mit dem guten Stück befasst. Immerhin wird das unser „Schneckenhaus“ für die kommende Zeit sein. Es darf nicht zu gross sein, aber auch nicht zu klein, bequem und sollte uns kein Loch in die Kasse sprengen. Scheint als wäre der Osprey Farpoint 40 das Mass aller Dinge was „leichtes Reisen“ angeht.

Ein geräumiges Fach, eine Tasche für das Notebook ein paar kleinere Taschen und verstaubare Riemen. Die Reviews haben sich gut angelesen und wir sind zumindest nicht die einzigen, die mit diesem Rucksack bereits eine Weltreise angetreten haben. Die ersten paar Tage werden zeigen, ob er sein Versprechen hält.

Die Grösse des Rucksacks ist das ein. Das Gewicht das andere. Jede Airline hat seine unterschiedliche Bestimmungen. z.B.:

AirlineDimensionenGewichtslimite
Easy Jet56 x 45 x 25Kein
Swiss55 x 40 x 238 kg
Thai Airways56 x 45 x 257 kg
Air Asia56 x 36 x 237 kg
French Bee55 x 40 x 2012 kg

Die Grösse sollte kein Problem sein. Beim Gewicht bin ich mir weniger sicher. Ich hoffe, dass wir dennoch durchkommen. Immerhin sind die Rucksäcke der Kinder lächerliche 2-3 kg und trotzdem zahlen sie praktisch den vollen Preis. Vielleicht zählt ja dieser Bonus auch etwas.

Ich hatte noch die Idee so eine Schmugglerweste mit allen möglichen Taschen zu kaufen. Es war mir dann doch zu blöd, wie ein Soldat oder Angler durch den Flughafen zu marschieren (und wahrscheinlich hätte mind. eine Frau im Haushalt ihr Veto eingelegt).

Wird schon schief gehen.

Und so sieht die Probepackung aus

Bargeld

Das liebe Fräulein auf der Bank hat mich nur nett angelächelt als ich nach Traveler Checks gefragt habe. Anscheinend gibt es die seit einiger Zeit nicht mehr. Wir leben schliesslich im Zeitalter der Kreditkarte. Ich bin ein grosser Fan von papierlosem Geld. Ob Kreditkarte, EC Karte, Twint, PayPal oder von mir aus auch Bitcoins (wobei ich letzters noch nie richtig probiert habe), doch wie sieht es dort drüben aus. Die kleinen Touristenläden, der Kokosdrink oder das Armband? Bargeld werden wir sicher benötigen, … aber wieviel?

Abheben geht zum Glück, aber ist mit einer freundlichen Gebühr geschmückt. Bargeld wieder heimnehmen ist auch blöd, dann bleibt einzig der letzte Tag, um die Reste zu „verpulvern“ und bei zuwenig reicht es dann nicht mehr für die Fahrt zum Flughafen. Wir werden sehen. Wir haben Bargeld für Thailand und Malaysia bestellt sowie ein paar Dollars. Für Indonesien und Neuseeland werden wir vor Ort schauen.

Wie auch immer: Diese paar Scheine nehmen zum Glück nicht zu viel Platz weg und belasten das Reisegewicht nur unmerklich.

Es reist sich besser mit leichtem Gepäck

Der Gedanke mit sowenit zu reisen hat etwas erleichterndes. Berechtigterweise kommt die Frage auf, ob die anderen tausend Dinge, welche zuhause zurückbleiben wirklich notwendig sind. Allein auf meinem Schreibtisch tummeln sich Unmengen von Gegenstände, welche ich in den letzten 12 Monaten kaum oder gar nicht benutzt habe:

  • Knicklichter
  • Wenig abgebrannte Kerze
  • Vogelkernen
  • Externe Festplatte
  • Ein Baumstrunk mit unserem Logo drauf

Nein, diese Dinge werde ich in den kommenden 80 Tage nicht vermissen und dennoch steht es einfach hier rum. Warum? Ich könnte es ja vielleicht einmal brauchen. Stimmt. Vielleicht. Vielleicht auch nicht.

Passend das Lied von Silbermond:

Eines Tages fällt dir auf
Dass du 99% nicht brauchst
Du nimmst all den Ballast
Und schmeißt ihn weg
Denn es reist sich besser
Mit leichtem Gepäck

Du siehst dich um in deiner Wohnung, siehst
‚N Kabinett aus Sinnlosigkeiten, siehst
Das Ergebnis von Kaufen und Kaufen von Dingen
Von denen man denkt man würde sie irgendwann brauchen, siehst
So viel Klamotten die du
Nie getragen hast und die du
Nie tragen wirst und
Trotzdem bleiben sie bei dir

Zu viel Spinnweben und zu viel Kram
Zu viel Altlast in Tupperwaren

Und eines Tages fällt dir auf
Dass du 99% davon nicht brauchst
Du nimmst all den Ballast
Und schmeißt ihn weg
Denn es reist sich besser
Mit leichtem Gepäck, mit leichtem Gepäck

Nicht nur dein kleiner
Hofstall aus Plastik auch
Die Armee aus Schrott und Neurosen
Auf deiner Seele wächst
Immer mehr hängt immer öfter Blutsaugend an deiner Kehle
Wie geil die Vorstellung wär, das alles loszuwerden
Alles auf einen Haufen mit Brennpaste und Zunder
Und es lodert und brennt so schön
‚N Feuer in Kilometern noch zu sehen

Und eines Tages fällt dir auf
Dass du 99% davon nicht brauchst
Du nimmst all den Ballast
Und schmeißt ihn weg
Denn es reist sich besser
Mit leichtem Gepäck, mit leichtem Gepäck

Ab heut, nur noch die wichtigen Dinge
Ab heut, nur noch die wichtigen Dinge
Ab heut, nur noch die wichtigen Dinge
Ab heut, nur noch leichtes Gepäck

Denn eines Tages, fällt dir auf
Es ist wenig, was du wirklich brauchst
Also nimmst du den Ballast
Und schmeißt ihn weg
Denn es lebt sich besser
So viel besser
Mit leichtem Gepäck

All der Dreck von gestern
All die Narben
All die Rechnungen die viel zu lang offen rumlagen
Lass sie los, wirf‘ sie einfach weg
Denn es reist sich besser
Mit leichtem Gepäck

Das war bereits unser Motto, als wir mit dem Hippie Bus durch Schweden und Norwegen gezogen sind. Doch damals, hatten wir vergleichsweise viel dabei und waren lediglich 1 Monat unterwegs.

Vielleicht ist es ein Ansporn, um mal wieder aufzuräumen und auszumisten, um ein wenig Ballast loszuwerden? … Aber nicht um das entstandene Loch wieder mit neuem Ballast zu füllen.

Haben wir noch etwas vergessen?